Bemerkenswert

Schweigen • Sprechen

schweigen - sprechen
schweigen - sprechen
stumm sein,
das Schweigen brechen,
wieder Sprache sprechen

ganz egal welche
irgendeine

mit Worten, Tönen oder Farbe
sprechen
- ganz egal
aber sprechen

um dann - irgendwann -
wieder schweigen zu können
- schweigen zu wollen
wohlig -
weil es nichts mehr
hinzuzufügen gibt


Pat - 20.11.2017

Tags: Trauma, Depression, Schweigen, Sprechen, Sprache

Hell stieg der Feuerball

Hell stieg der Feuerball,
lautlos der Sonne Hall.
Gestiegen wie im Fieber
geht sie hernach danieder
und wechselt mit der Nacht.


Welch Pracht!


So ist es stets im Leben,
so ist es immer gewesen.
Auf oder ab – ‘s geht im Wechsel.
Ob wir nun zagen,
jammern oder klagen.


Welch Pracht!


Pat – 19.07.2017


Tags: Gedicht, Lyrik, Gedanken, Leben, Sonne

Weit spannte ein Engel aus Licht

„Weit spannte ein Engel aus Licht seine Flügel über diesen Morgen, als ob er ihm
Geborgenheit und Liebe schenken wollte.“
(Reflexionen)

„Sie ruhte im Gesang der Vögel, im Anblick der Mauersegler am Himmel, in den
Bewegungen des riesigen Spinnennetzes, daß im Wind schwankte.“
(ausgeklinkt – eingeklinkt ~ verbunden)

Pat – 27.06.2018

Beitragsbild mit KI erstellt

Ein Wintermorgen

Im Fernsehen dudelt eine Alpenmelodie zur Wettervorschau. Draußen fallen Regentropfen geräuschvoll zu Boden und geben ein Tropfenkonzert. Ganz langsam weicht die Dunkelheit der Nacht einem neuen Morgen, noch wintertrüb in seiner Ausgestaltung. Auf den Straßen eilen Menschen zur Arbeit und ihren Terminen. Schulkinder greifen just in diesem Moment ihr Schulbrot und machen sich auf den Weg. Strassenlaternen spiegeln sich in Regenpfützen wieder. Eine neue Woche beginnt. #Patschreibt (1)

Der Kater sitzt auf einem seiner Lieblingsplätze am Fenster und schaut unbeweglich in den Hof. Ich habe einen Cappuccino vor mir stehen und gerade mit einem Stück Börek gefrühstückt. Draußen dominiert die morgendliche Eile den Tag, hier drinnen ist es fast meditativ still. Nur der Wind macht Geräusche wie er über die Tiefebenen fegt und in seinem Gefolge dichte Regenschleier mit sich führt. Ich lausche gebannt auf seine Melodie. Wohl dem, ders warm und bequem hat. #Patschreibt (2)

Die Alpenmelodie dudelt inzwischen nicht mehr, weil ich sie zugunsten der Geräuschkulisse vor dem offenen Fenster gemutet habe. Ach, könnte man Hass doch auch so muten zieht ein Gedanke durch den Kopf. Ein Seufzer folgt ihm wie er langsam wieder im Nirwana der Gedanken verschwindet. Der Kater hat es sich inzwischen gemütlich gemacht und liegt auf allen Vieren im offenen Spalt des Fensters. Noch sind viele Fenster unbeleuchtet, aus einigen fällt ein warmgelber Schein. #Patschreibt (3)

Dieser frühe Wintermorgen ist wie eine Sonate aus fifty shades of grey and blue. Behutsam wird das kleine Musikstück gespielt, fast, als wolle man die Lauschenden nicht erschrecken sondern allmählich und geruhsam in diesen neuen Tag leiten. Eine erste Amsel springt mit ein und zwitschert ihr Lied. Ob sie wohl schon Nachwuchs hat? Sie hatte sie im Januar schon beobachtet, wie sie fleißig Katzenfell zur Auspolsterung des Nestes gesammelt hatte. #Patschreibt (4)

Just in diesem Moment zog eine Schar Kraniche laut trompetend über den Giebel des Hauses gen Norden zu ihren Sommerquartieren. Sie schaute ihnen still mit einem Gefühl der Sehnsucht nach, wäre sie doch gerne mit gezogen. Gute Reise! dachte sie leise, während sie ihnen nachsah. Inzwischen war der Morgen heraufgezogen und andere Vögel stimmten in das vehaltene Konzert ein. Jetzt verlöschten auch die Fensterlichter wieder und Haustüren wurden geräuschvoll zugezogen. #Patschreibt (5)

Im Fernsehen sprach inzwischen ein Nachrichtensprecher die Morgennachrichten, aber man hörte nichts, weil die Lautstärke immer noch gemutet war. Informationen aus der Welt trudelten im Sekundentakt ein und wurden etwas abgelenkt zur Kenntnis genommen. Der Kater hatte seinen Platz geräumt und lümmelte nun im gemütlichen Bett, wo er wartete dass sie ihm nachfolgen würde. Also nahm sie einen letzten Schluck Cappuccino, warf einen letzten Blick aus dem Fenster und folgte ihm. #Patschreibt (6)

Pat – 5. Februar 2024


Beitragsbild wurde mit GenZArt, AI erstellt

Und wieder mal das Thema Sprechen und Stimme (2017)

Screenshot von Twitter
Ich stöbere zur Zeit wieder in meinen Notizen. Momentan beschäftigt mich wieder einmal das Thema Sprechen und Stimme.

Diesen Screenshot von Twitter habe ich gerade durch Zufall in meinem Archiv ausgewählt.

Wirklich nicht bewusst. Ihr erinnert doch sicher noch wie wir früher mit dem Finger auf der Weltkarte verreist sind.

Genauso habe ich diesen Screenshot gerade ausgewählt und lustigerweise lande ich wieder bei der Thematik die mich schon seit Tagen wieder in ihren Bann zieht und zu der ich auf diesem Blog auch schon einige Beiträge verfasst habe. Und in den letzten Tagen auch nochmal auf Mastodon gepostet habe.

Das ist schon ein erstaunlicher Zufall.

2017 habe ich dazu sinniert und Antworten gesucht. Das formulierte ich damals auf Twitter. Da hatten wir noch die Zeichenbegrenzung. Ist also wirklich schon eine Weile her. ^^

Diese Gedanken möchte ich heute mit euch teilen. Also quasi ein #Seelenzustände reloaded.

Diesen Hashtag wählte ich mir damals auf Twitter um dort meine Gedanken und Überlegungen findbar für mich festzuhalten.

Als Musk dann Twitter übernahm und ich Hals über Kopf von dieser Plattform flüchtete fertigte ich in einer stundenlangen Aktion fsst 300 Screenshots dieses Hashtags an, um mir auf diese Weise die Inhalte darin zu sichern.

Ich bin dort schon seit 2022 nicht mehr aktiv, aber ich wollte natürlich meine Notizen mitnehmen. Wollte sie nicht verlieren.

Schließlich entstanden sie in einer mir sehr wichtigen Phase meines Lebens und sind sowas wie ein Fingerabdruck meines damaligen Ichs.

Das macht sie sehr wertvoll für mich. Quasi so, wie ein Eisbohrkern der Wissenschaft Aufschluss über das Klima vor x Jahren geben kann. Und mir und nun auch Euch einen sichtbaren Spot in die Vergangenheit ermöglicht.

Ich möchte diese Gedanken und Überlegungen heute mit euch teilen. Für mich war das wie gesagt eine der wichtigsten Phasen meines Lebens in der es vor allem um Sinnfindung ging.

Damit ich meine Fragmente wieder vom Boden aufklauben und neu zussmmenfügen könnte.

Einfach, um aus Einzelteilen wieder zu einem geheilten Ganzen finden zu können.

Vielleicht kann das auch anderen helfen. Denkanstöße in eine gute Richtung möglich machen.

Auch deshalb teile ich es.

Vielen Dank falls ihr bis hierhin mitgelesen habt. Vielen Dank auch für euer Interesse am Thema Stimme und Sprechen.

Es ist kein sehr einfaches Thema. Jedoch ein sehr wichtiges wenn man zur verloren gegangenen Stimme zurückfinden will. Ja, geradezu zurückfinden MUSS um überleben zu können.

Das sagt euch eine Überlebende die den Wandel zurück zu einer Lebenden geschafft hat.

Fühlt euch geherzt. Und bleibt mutig! 💜

Ihr seid stärker als ihr das oft selbst wahrnehnt!

Eure Patricia
Den Alt-Text des Screenshots könnt ihr hier drunter nachlesen. Ich hoffe eure Screenreader können das gut lesen. 

@JustMe.HH
Und irgendwann verstummen
Stimmen „einfach“ und gehen
so allen verloren. Dabei wäre
es so wichtig gewesen ihnen
zuzuhören. [Gesellschaft]
13:26-05 Feb. 17
dl Tweet-Aktivität anzeigen
1Zitat 4-Gefalltmir-Angaben

Make Love, no… 05. Feb..17
Antwort an @JustMe HH
Wie oft „verschenken'“ wir die
Gelegenheit zu lernen, durch
Ignoranz und aus dem Gefuhl des
Abgetrenntseins und aus dem
„weiter so“ heraus.

Make Love, no… 05. Feb..17
Antwort an @JustMe.HH
Und übersehen dabei nicht nur
uns, sondern auch unser
Gegenüber und seine Nöte und
Befürfnisse.

Make Love, no…. 05. Feb.. 17
Antwort an @JustMeHH
Warum sprechen wir so selten
über die vielen ungesagten Dinge,
die uns aber doch alle so oder so
innerlich bewegen, nachweislich!

Make Love, no…. 05.Feb..17
Antwort an @JustMe_HH
Mensch, du mein ewiges Rätsel,
Mensch, du „Bitch‘ der Komplexen
Lebensformen. & Wenn es nicht
so ernst wär könnt man lachen ü d
Trauerspiel.

Make Love, no… 05. Feb..17
Antwort an @JustMe HH
Sie werden es vielleicht bemerkt
haben, ich trage schwer an diesen
Fragen. Ich brauche Antworten,
Ich will „es“ wenigstens verstehen

Make Love, no… 05. Feb.. 17
Ich bin an einem Punkt der
Sinnfindung, an einem Punkt wo
die Dinge einen Sinn haben -oder
nicht. Und die Wahrheit ist: beides
trifft zu.

Screenshot von Twitter

Zum Abschluss noch ein kleiner Hinweis:

Ich schreibe derzeit am kleinen Handy Monitor und prüfe natürlich am Ende nochmal auf Tippfehler und Grammatik Fehler.

Es kann aber natürlich trotzdem vorkommen das ich etwas übersehe oder einen Grammatik Fehler mache.

Das könnt ihr gern in einem Kommentar anmerken. Ich verbessere das dann später.

  • Ihr habt noch nicht genug?
  • Hier sind einige andere Beiträge dieses Themen Bereiches:
Schweigen • Sprechen 
Den Stift in die Wellen 
Sprache entwüten
Glasscherben

Sprache entwüten

Die eigene Sprache entwüten. Wut oder Bitternis über einst Geschehenes daraus entfernen. Sprache neu denken.

Sprache neu – anders – schreiben. Erleben, be-schreiben.
Und man entdeckt eine neue Welt.

Ein Raum in dem Verarbeitung entstehen kann.

Pat – 5.12.2017

Du hast es so gelernt

Du hast es so gelernt, daß du nicht sprechen darfst. Kaum einer will es hörn, was du hast durchgemacht. Zu finster ists, zu schwarz und zu verstörend auch. Das kann der Brave nicht
ertragen und wer dir was tat, er fürchtet dein Klagen und er fürchtet es ginge ihm an den Kragen.

Dennoch – sprich!

Sprich jetzt!

Wie lang willst du noch warten?

Pat – 3.3.2018

Kleine und Große Antworten

Auf dem Weg der Verarbeitung wird es immer wieder Antworten geben. Viele kleine und manche wenige sehr große, die einen umhauen können, weil sie sehr viel verändern. Aber die eine große Antwort auf alles gibt es nicht. Nur eine Wahrheit: liebe und lebe so gut du es kannst.

Pat – 6.12.2017

Da war eine Sehnsucht in ihr

Da war eine Sehnsucht in ihr, ein gar hungriges Tier. Kein Glück konnt es füllen, alles blieb Krücke und Hülle. Etwas, das den Moment nicht ertragen kann, weil es nicht wagen kann, in
ihm zu verweilen. Flüchten muss sie, immerfort eilen. Unstillbare Sehnsucht nach innerer
Heimat.


Pat – 10.2.2018

Es drängte ihn schon lange

Es drängte ihn schon lange der Welt zu sagen, wie er sie empfand. Doch die eigene Hoffnungslosigkeit und das Nichtverstehen der anderen hatten ihm den Mund verschlossen und ihre Kälte ließ ihn frieren. Also schwieg er. Wie lange noch?

Pat – 3.12.2017

Ich rede dann jetzt mal

Immer wieder heißt es, warum Menschen mit Gewalterfahrungen denn nicht über ihre Traumata reden.

Man hätte doch helfen können wenn man es nur gewusst hätte. Und es könne sich doch auch gesellschaftlich erst dann etwas ändern und bewegen, wenn wir sprechen und unser Schicksal offen legen. Awareness schaffen und so.

Lustigerweise ist es aber so, dass uns fast nie jemand zuhören mag, weshalb sich Leute wie ich in der Regel nur innerhalb ihre Traumabubble bewegen, wenn es darum geht zu reden und sich auszutauschen.

Und da lässt man uns dann auch einigermaßen gern, denn es ist bequem die Augen vor der Realität zu verschließen.

Und man weiß ja sowieso auch immer nicht was man sagen soll und dann erschüttert es einen ja auch, wenn man etwas genauer erfährt, was diesem Menschen so alles zustieß und naja, dass geht jetzt zu sehr an die innere Substanz und Oh, eine Katzenvideo!

Weiterhin kommt dazu, dass ÜberLebende, oft noch Kinder als sie schwer misshandelt wurden, irgendwie anders sind als man selbst. Zumindest gefühlt eigenartig.

Fremdartig aufgrund ihrer komplexen Erlebnisse in die man sich nur schwer einfühlen kann weil man über keine vergleichbaren Erfahrungen verfügt.

Oder auch der Umstand, dass Überlebende in der öffentlichen Meinung oft mit einem Makel behaftet sind.

Man fragt sich in einem unwillkürlichen Versuch der Emotionalen Distanz ob sie vielleicht sogar selbst Schuld an ihrem Schicksal sind. So ein kleines bisschen wenigstens? Zumindest als erwachsene Person hätte man doch gegensteuern können. Oder etwa nicht?

Sie hätten ja (hier bitte lange Reihe an Vorschlägen vorstellen) tun/machen können um das zu verhindern.

Oh, aber natürlich. Dass ein Freund im ersten Jahr lieb und klasse war lässt selbstverständlich darauf schließen dass er seine Partnerin später irgendwann verprügeln wird, wenn ihm etwas nicht passt.

Oder einsperren, sozial isolieren, verleumden, doxen, gaslighten und all das, was es sonst noch so gibt um Macht zu demonstrieren oder einen Menschen um jeden Preis nahe bei sich zu halten, ihn in einer Umklammerung zu halten, die keine Freiwilligkeit mehr kennt und akzeptiert.

Sie, als Otto Normalmensch ohne Trauma Erfahrung können sich nicht vorstellen, dass man ihm diese Toxizität am Anfang nicht anmerken konnte. Das er sie vielleicht auch einfach clever verborgen halten konnte.

Also wird die Partnerin für Schuld habend erklärt, weil sie es doch war, die sich auf den Falschen einließ. Nicht wahr?

So ist es doch viel leichter.

Das Bullshitbingo geht weiter.

Der nächste Vorwurf: man hätte ja gehen können. Ihn verlassen können.

Sie denken das, weil Sie sehr wahrscheinlich (hoffentlich) in einer vergleichsweise sicheren Umgebung leben und so handeln könnten.

Und vergessen dabei aber völlig das Menschen mit toxischen Partnern sich eben NICHT in einer sicheren Umgebung befinden, durch eben diesen Partner.

Vielleicht überwacht er seine Partnerin bereits. So, wie meiner es damals tat. Zum Glück war das vor langer Zeit. Heute bin ich safe und kann darüber schreiben.

Für Verständnis. Für Awareness in der Gesellschaft. Für all die Frauen, denen es heute geht wie mir damals.

Wenn dieser Partner also seine Partnerin bereits überwacht und kontrolliert, würde er jeden Versuch, sich von ihm zu lösen, vereiteln und dabei womöglich auch körperliche Gewalt anwenden.

Eine große Gefahr für die Frau in meinem Beispiel. Außerdem würde ihn das, was er durch ihre Überwachung erfährt sehr wahrscheinlich ziemlich wütend machen. Und wieder ist sie in großer Gefahr und womöglich seinen Wut Attacken ausgesetzt.

Ich habe das alles selbst erlebt, leider. Ich weiß, wovon ich rede.

Und wohin soll sie flüchten? Wer nähme sie auf? Wer gewährte ihr Zuflucht und was würde als Gegenleistung von ihr dafür erwartet?

Geld, Sex? Hat sie überhaupt eigenes Geld oder hat er sie längst auch da kaltgestellt und kontrolliert all ihre Einkünfte?

Und: Hat sie Kinder? Falls ja, wird sie schwerlich mit ihnen zusammen gehen können. Es fängt schon bei dem Wohin an.

Wo sollte sie mit den Kindern unterkommen. Wie sich um sie kümmern. Sie versorgen. Ohne, dass sie sich allein schon durch die Trennungssituation beginnen zu fürchten. Wie das alles erklären.

Wie sollte eine Frau in einer absoluten Ausnahmesituation auch das noch bewältigen können? Wo sie doch gerade selbst in Gefahr ist.

Vielleicht aber stellt diese Frau sich ja auch nur an oder übertreibt maßlos, flüstert womöglich gerade eine innere Stimme in ihrem Kopf, in einem weiteren Versuch sich emotional abzugrenzen.

Wird schon nicht so wild sein. Das wird schon. Sie muss sich halt nur etwas mehr Mühe geben oder so. Sich mal mehr anstrengen.

Puh, Glück gehabt. Schuld und Verantwortung der gebeutelten Frau zurück aufgeladen. Thema erledigt.

Und alte Traumata? Ach, die sind doch schon soundso lange her, da müsste und könnte sie doch jetzt wirklich langsam mal mit abschließen und nach Vorne blicken!

Sich einfach mal ein bisschen mehr anstrengen vielleicht.

Glückwunsch! Damit hätten Sie dann endgültig das Bullshitbingo der gesellschaftlichen Trauma Leugnung voll und eine aufblasbare Waschmaschine gewonnen.

Ich schreibe hier ganz bewusst HÄTTEN.

Denn, ich gehe davon aus, das Sie diesen Text als reflektierter Mensch einer aufgeklärten Gesellschaft mit Interesse gelesen haben (sonst wären Sie wahrscheinlich auch nicht bis hierhin gekommen) und das Sie unmöglich all diese Fehler gleichzeitig begangen haben können, wenn Sie sich einen Text wie diesen zu Gemüte führen.

Ich danke fürs Lesen! 🙏

Pat - im November 2022

es ist ein wenig ein aus Frust über mangelnden Support in SoMe entstandener Text, den ich nun, mit etwas Abstand und Überarbeitung dennoch posten möchte, weil einfach viel wahres darin steckt

Das Rattennest

An das Rattennest damals in der Schule hinter der kleinen Turnhalle denken. Sich erinnern, wie man seitens der Schulverwaltung in unzähligen Versuchen und Varianten versucht hatte die Ratten loszuwerden.

Den Ratten ging es dort gut, nehme ich an. Ihr Nest lag geschützt zwischen der Rückwand aus Ziegelsteinen und dem Schulzaun aus Maschendraht. 

Eigentlich kam dort auch keiner hin, es war ein ruhiges Eckchen und zur dritten Seite hin über einen kleinen Zaun vom Schulhof abgeteilt. Zur vierten Seite war es zugänglich, aber wie gesagt, normalerweise verirrte sich keines der Kinder dorthin.

Durch heruntergefallene oder weggeworfene Pausenbrote und Obststücke auf dem Schulhof war, so denke ich, die Versorgung der Ratten sichergestellt und das war sicher einer der Hauptgründe, warum sich ihr Nest dort befand. 

Warum ich heute daran denke. Ich weiß es nicht. Ist es doch eine lang verschollene Erinnerung aus der frühen Kindheit. Ich war damals gerade erst von der Grundschule in die 5. Klasse der Beobachtungsstufe gewechselt. Wie alt mag ich also gewesen sein. Ungefähr elf. 

Und trotzdem kommt es mir fast 50 Jahre später wieder in den Sinn. Und nicht nur das. Denke ich daran steigen Bilder von damals in mir hoch. Wie es dort aussah. Die kleine Mauer, die den Schulhof kurz vor dem Zaun abgrenzte und auf der wir Kinder immer gern herumturnten. 

Zum Leidweisen der Lehrer:innen die die Schulhof Aufsicht inne hatten. Was sie auch nicht besonders mochten, war, dass wir gerne in der großen Pause zur PRO rüberflitzten. 

Ein Geschäft, so eine Art Supermarkt. Einer der ersten damals in den Siebzigern. Er lag direkt vis-a-vis des vorderen Schultores und war bei den Schüler:innen sehr beliebt. 

So beliebt, dass sich einige Lehrer:innen manchmal direkt vor dem Schultor positionierten, um dort Schülerverweise auszustellen und Schüler:innen aufzuschreiben. 

Es war nämlich aus Gründen der Versicherung verboten das Schulgelände während der Schulzeit zu verlassen. Daran hat sich nur niemand jemals gehalten. Ich muss immer noch lachen, wenn ich daran denke. Denn das Lehrpersonal hat diese Kontrollen natürlich nie lange durchgehalten.

Die Siebziger. Ach, was waren wir damals noch ahnungslos dem Leben gegenüber. Und doch war auch diese Zeit nicht immer leicht für mich. Mich hat man immer mal rausgepickt und gemobbt.

Manchmal auch nach der Schule abgepasst um mir ne Abreibung zu verpassen, wie wir das damals nannten. Ich musste so einige Prügel einstecken als Kind. Zuhause von der Mutter, in der Schule von Mitschülern denen ich zu „anders“ war. 

Und doch hat diese Zeit etwas Schönes, Unbeschwertes für mich. Zumindest in der Erinnerung. Etwas, wonach ich mich heute manchmal sehne. 

Pat - 06.04.2017

Hart am Wind segeln

an den Schneiden
der inneren
Glasscherben
langgleiten

jeder Schnitt
tut weh
reibt zäh
schneidet
in unsichtbare
Fasern der Seele
schmerzt jäh


und das Herz
das Herz


es weiß nicht
woher
warum

außer,
dass es
alte Echos
sind

Wohin
Wohin
Damit?

Pat - 17/11/2018

Das Überwinden der Schatten

Aber wie kann ich Licht geben, wenn in mir doch so viel Dunkelheit steckt? 

“Tu es einfach! Fang einfach damit an.. versuche es.. Beginne und erkenne, daß auch in dir Licht ist das du teilen kannst.” flüsterte eine Stimme in ihr. 

“Was du gibst, wird zu dir zurückkommen.“

„Was du denkst, wird dein Denken bestimmen.“

„Und was du fühlst, entsteht aus beidem”

flüsterte die Stimme noch, bevor sie verklang. 

Pat – 10.04.2017

Tags: spontan, Seele, Dunkelheit, Schatten, Licht, Mut

Überforderung

Sie hatte geschrien. Sie war aggressiv. Sie schlug mit der Hand gegen Wände. Und manchmal stampfte sie wie ein Kind mit den Füßen auf.

Tagtäglich rastete sie erst aus und beklagte sich danach, erschöpft davon, über die mangelnde Rücksichtnahme ihrer Familie (Mann, Kinder, Freunde).

Sie hatte wirklich alle Zeichen ins Außen gegeben, aber niemand hatte reagiert. Niemanden hatte es interessiert. Alle waren lieber mit sich selbst beschäftigt. 

Sie war überfordert und niemand wollte es sehen. 

Pat - 11.08.2017 

Wie ich erst lernen musste

Wie ich erst lernen musste nicht mehr schlecht von mir zu sprechen. Mich nicht selbst schlecht zu sprechen. Dieser kleine Täter in dir. Der, den man als Introjekt (?) eingepflanzt bekam.

Oder den man übernahm, als einen Blick von Außen auf das eigene Selbst. Irgendwann vor Äonen.

Fort. Du bist fort, ich habe dich in den hintersten Winkel meiner Seele verbannt. Fort!

Weg mit dir!

Pat - 28.3.2017 
Nachwort aus heutiger Sicht:

In den folgenden Jahren arbeitete ich dann an einer angemessenen und achtsamen Sprache. Und ich denke, dass ich sagen kann, dass ich damit erfolgreich war. Es hat einige Jahre gebraucht bis ich soweit war, aber die Hauptsache ist am Ende doch das es gelang.

Nie mehr

Nie mehr missen möcht ich jenen Tag, an dem mein Baum in Flammen stand, so wie mein Herz. Licht und loh. Ward er mir Zeichen doch! Erinnerung auch, an endlose Liebe.

Pat - 4.10.2017 

Kleine Meise

Kleine Meise / deine Reise / endete heute / in den Fängen einer Katze / dort am Platze / zu meinen Füßen / sah ich dich enden / final / gute Reise / kleine Meise / du gingst leise / doch im tiefen Verstehen / daß ein jedes Leben endlich ist / im täglichen Werden und Vergehen.

Pat - 10.04.2017, 13:34h 

eisekalt

eisekalt
eisekalt wars im Wald
als der Tag verschwand
und die Nacht aufzog

eisekalt wars im Wald
und schon bald
kam der Schnee

about:

Dieses kleine Gedicht entstand im Winter 2017 und ich habe darin codiert über meine Depression geschrieben. 

Der Wald steht in diesem Zusammenhang weitestgehend für Menschen, die Gesellschaft, womöglich auch für eine Social Media Plattform.

Ich beschreibe damit die damals empfundene, tiefe Einsamkeit und das es nachts besonders schlimm war damit zurechtzukommen, weil ich mich dann besonders einsam und isoliert fühlte.

Es war wie ein dunkler Überwurf, den die Depression mir ungefragt überwarf und der mich emotional komplett in der Dunkelheit und in dem Gefühl des Verlassenseins isolierte.

Etwas, wogegen ich völlig machtlos war, worauf ich keinerlei Einfluß hatte. Die Dunkelheit und die Kälte waren übermächtig in der Empfindung.

Andere Menschen schienen jemanden an ihrer Seite zu haben.

Ich hatte niemanden. Weder einen Partner, der zu mir stand, noch eine Freundin. Keine liebenden Eltern. Da war nichts als eine große Leere. Und es fühlte sich an als sei es nie anders gewesen. Als hätte ich als Baby schon mit diesem entsetzlichen Fehlen von liebevoller Fürsorge und Zuneigung leben müssen.

Weil da eben auch tatsächlich niemand mehr war, seitdem man mich kurz nach der Geburt aus den Armen meiner Mutter gerissen hatte und in ein Babyheim steckte. Ab da war nur noch Versorgung der Grundbedürfnisse. Nicht eben viel für ein frisch geschlüpftes Wesen das sich nur nach Liebe, Fürsorge und dem Gefühl von Aufgehobensein sehnt.

Und so stieg das alte Gefühl des Verlassenseins und der Hilflosigkeit in solchen Nächten wieder in mir hoch und wurde urplötzlich überaus present.

Und als ob das nicht schon alles schlimm genug war, befürchtete ich damals, das es noch schlimmer werden würde. Denn das drückt das Wort Schnee in diesem Zusammenhang aus. Noch mehr Kälte würde also über mich hereinbrechen.

Das war die dunkle Dame, die Depression. Wo andere vielleicht einen Funken Licht in einer als auswegslos empfundenen Situation für sich finden konnten und Hoffnung schöpfen konnten, stieß die Depression mich noch tiefer in das Dunkel und suggerierte mir mit jedem Atemzug das es nie nie nie wieder gut werden könnte.

Völlig ausgeschlossen! Und so isolierte sie mich mehr und mehr, aus Angst, ich könnte sie eines Tages hinter mir lassen.

Denn das war, was sie am meisten fürchtete. Das ich irgendwann feststellen würde das ich ohne sie und ihre dunkle Umarmung besser dran sein könnte. Davor hatte sie Angst.

Ich fühlte das intuitiv. Aber damals war ich noch nicht stark genug mich von ihr zu befreien.

Es war noch zu früh. Innere Prozesse der Findung waren noch nicht weit genug fortgeschritten, es haperte insbesondere auch an Selbstvertrauen und einer gesunden Selbsteinschätzung.

Kein Wunder mit so einer dunklen 'Freundin', denke ich heute, wenn ich alte Texte wie diesen lese.

Alles Dinge, die dann mit den Jahren kamen.

Heute lebe ich damit das ich lange schwer depressiv war. Meistens geht es mir gut damit.

Manchmal, wenn äußere und innere Eindrücke zuviel Leidensdruck schaffen höre ich buchstäblich wie die schwarze Dame irgendwo weit hinten im Kerker meiner Seele mit den Ketten rasselt und mir zuflüstert:

Ich bin noch da. Du weißt, das ich noch da bin. Du weißt, das ich hier auf dich warte. Komm zu mir in meine dunklen Arme. Ich werde dich trösten und du wirst nicht länger allein sein.

Bis jetzt, und das sind inzwischen etliche Jahre, hat sie es nicht geschafft mich zu ihr zu locken.

Ich habe mir inzwischen Strategien angeeignet, die verhindern das sie erneut gewinnt.

Ich mache dann etwas kreatives. Male oder schreibe etwas. Oder fotografiere etwas Schönes.

Das lenkt mich ab und beschäftigt meinen ruhelosen Geist und schon ist die schwarze Dame wieder da, wo sie hingehört. In der Vergangenheit und in der verblassenden Erinnerung.

Das es irgendwann einmal so sein könnte oder sogar sein würde hielt ich damals für völlig ausgeschlossen. Und doch ist es heute so.

Ich überlasse es den hier Lesenden daraus ihre Schlüsse zu ziehen.

Falls ihr bis hierhin durchgehalten habt. Vielen Dank fürs Lesen!

Patricia
02.August 2023
Ich wurde gerade auf ein sehr schönes und einfühlsames Kurzvideo zum Thema Depression aufmerksam gemacht das ich gerne hier teilen möchte.

Vielleicht kann es Betroffenen eine Unterstützung sein.

Update 1. Februar 2024
Mein schwarzer Hund, 4:26 Minuten

Hass

Willst du wissen wie es ist 
unvermittelt einer Welle
von Hass ausgesetzt zu sein?

Es fühlt sich an
wie ein kaltes Glasschwert
das mit scharfer Klinge dir
durch Organe, Seele
und Gedãrm fährt.

Übrig bleibt nichts
als eine dich zu verschlingen
drohende Kälte

die dich
erstarren lässt.
Pat - 18.10.2019

Die erste Elegie

Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel
Ordnungen? und gesetzt selbst, es nähme
einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem
stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts
als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen,
und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht,
uns zu zerstören. Ein jeder Engel ist schrecklich.
      Und so verhalt ich mich denn und verschlucke den Lockruf
dunkelen Schluchzens. Ach, wen vermögen
wir denn zu brauchen? Engel nicht, Menschen nicht,
und die findigen Tiere merken es schon,
dass wir nicht sehr verlässlich zu Haus sind
in der gedeuteten Welt. Es bleibt uns vielleicht
irgend ein Baum an dem Abhang, dass wir ihn täglich
wiedersähen; es bleibt uns die Straße von gestern
und das verzogene Treusein einer Gewohnheit,
der es bei uns gefiel, und so blieb sie und ging nicht.
      O und die Nacht, die Nacht, wenn der Wind voller Weltraum
uns am Angesicht zehrt -, wem bliebe sie nicht, die ersehnte,
sanft enttäuschende, welche dem einzelnen Herzen
mühsam bevorsteht. Ist sie den Liebenden leichter?
Ach, sie verdecken sich nur mit einander ihr Los.
      Weißt du’s noch nicht? Wirf aus den Armen die Leere
zu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht da die Vögel
die erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug.

Ja, die Frühlinge brauchten dich wohl. Es muteten manche
Sterne dir zu, dass du sie spürtest. Es hob
sich eine Woge heran im Vergangenen, oder
da du vorüberkamst am geöffneten Fenster,
gab eine Geige sich hin. Das alles war Auftrag.
Aber bewältigtest du’s? Warst du nicht immer
noch von Erwartung zerstreut, als kündigte alles
eine Geliebte dir an? (Wo willst du sie bergen,
da doch die großen fremden Gedanken bei dir
aus und ein gehn und öfters bleiben bei Nacht.)
Sehnt es dich aber, so singe die Liebenden; lange
noch nicht unsterblich genug ist ihr berühmtes Gefühl.
Jene, du neidest sie fast, Verlassenen, die du
so viel liebender fandst als die Gestillten. Beginn
immer von neuem die nie zu erreichende Preisung;
denk: es erhält sich der Held, selbst der Untergang war ihm
nur ein Vorwand, zu sein: seine letzte Geburt.
Aber die Liebenden nimmt die erschöpfte Natur
in sich zurück, als wären nicht zweimal die Kräfte,
dieses zu leisten. Hast du der Gaspara Stampa
denn genügend gedacht, dass irgend ein Mädchen,
dem der Geliebte entging, am gesteigerten Beispiel
dieser Liebenden fühlt: dass ich würde wie sie?
Sollen nicht endlich uns diese ältesten Schmerzen
fruchtbarer werden? Ist es nicht Zeit, dass wir liebend
uns vom Geliebten befrein und es bebend bestehn:
wie der Pfeil die Sehne besteht, um gesammelt im Absprung
mehr zu sein als er selbst. Denn Bleiben ist nirgends.


Stimmen, Stimmen. Höre, mein Herz, wie sonst nur
Heilige hörten: dass sie der riesige Ruf
aufhob vom Boden; sie aber knieten,
Unmögliche, weiter und achtetens nicht:
So waren sie hörend. Nicht, dass du Gottes ertrügest
die Stimme, bei weitem. Aber das Wehende höre,
die ununterbrochene Nachricht, die aus Stille sich bildet.
Es rauscht jetzt von jenen jungen Toten zu dir.
Wo immer du eintratest, redete nicht in Kirchen
zu Rom und Neapel ruhig ihr Schicksal dich an?
Oder es trug eine Inschrift sich erhaben dir auf,
wie neulich die Tafel in Santa Maria Formosa.
Was sie mir wollen? leise soll ich des Unrechts
Anschein abtun, der ihrer Geister
reine Bewegung manchmal ein wenig behindert.


Freilich ist es seltsam, die Erde nicht mehr zu bewohnen,
kaum erlernte Gebräuche nicht mehr zu üben,
Rosen, und andern eigens versprechenden Dingen
nicht die Bedeutung menschlicher Zukunft zu geben;
das, was man war in unendlich ängstlichen Händen,
nicht mehr zu sein, und selbst den eigenen Namen
wegzulassen wie ein zerbrochenes Spielzeug.
Seltsam, die Wünsche nicht weiterzuwünschen. Seltsam,
alles, was sich bezog, so lose im Raume
flattern zu sehen. Und das Totsein ist mühsam
und voller Nachholn, dass man allmählich ein wenig
Ewigkeit spürt. – Aber Lebendige machen
alle den Fehler, dass sie zu stark unterscheiden.
Engel (sagt man) wüssten oft nicht, ob sie unter
Lebenden gehn oder Toten. Die ewige Strömung
reißt durch beide Bereiche alle Alter
immer mit sich und übertönt sie in beiden.


Schließlich brauchen sie uns nicht mehr, die Früheentrückten,
man entwöhnt sich des Irdischen sanft, wie man den Brüsten
milde der Mutter entwächst. Aber wir, die so große
Geheimnisse brauchen, denen aus Trauer so oft
seliger Fortschritt entspringt -: könnten wir sein ohne sie?
Ist die Sage umsonst, dass einst in der Klage um Linos
wagende erste Musik dürre Erstarrung durchdrang;
dass erst im erschrockenen Raum, dem ein beinah göttlicher Jüngling
plötzlich für immer enttrat, das Leere in jene
Schwingung geriet, die uns jetzt hinreißt und tröstet und hilft.


Rainer Maria Rilke, beendet am 21.1.1912, Duino

Der Rote Drache

Von ferne sah ich eine alte Bekannte und winkte ihr zum Gruße. Ich wollte einige Worte mit ihr wechseln. Als sie näher kam, bemerkte ich, das sie auf einem Drachen ritt. Sie kam langsam auf mich zu und nun erkannte ich den Drachen. Er war rot und es war der Drache der scharfen Worte, der zischelnd und züngelnd mit wohl gesetzten Feuerstößen im Duett mit seiner Reiterin das jeweilige Gegenüber in Grillgemüse verwandelte wenn ihr danach verlangte.

Er passte optisch wunderbar zu seiner Reiterin. Ihre Körper schmiegten sich wie füreinander geschaffen zu einer Einheit zusammen und durch ihn spürte sie Sicherheit, Begleitung und Schutz. Sie gaben ein sehr machtvolles und kräftiges Paar ab, so schien mir.

Solange der rote Drache an ihrer Seite war, konnte sie sich ganz frei fühlen und jedem, der nicht ihrer Ansicht oder ihrem Bild entsprach, gepflegt auf die Füße steigen.

Sie tat es untermalt vom unheilvollen Zischen seiner Nüstern. Und bei Gott, sie war höflich dabei. Sie war sogar ausgesucht höflich dabei und sie stolzierte leichtfüssig über die Abgründe von Eitelkeit und Arroganz, natürlich nicht ohne das dabei etwas an ihr haften blieb. 

Dennoch gab es eine schmale Linie der Etikette und des Anstandes, die sie mit ihren wohlgesetzten Worten nicht überschreiten konnte und vielleicht wollte sie das auch nicht.

Andererseits mochte man an dem letzten Gedanken manchmal seine Zweifel haben, wenn man beobachtete, wie gezielt sie manch Verbalattacke zum Einsatz brachte.

Ziemlich direkt und auf den Punkt formuliert und ziemlich vom hohen Ross respektive Drachen herunter und belehrend. Nach dem Motto: „Na, kommen sie da erstmal hin, wo ich schon war!“ [unausgesprochen im Subtext: sonst kann ich Sie leider nicht ernst nehmen und muss sie verachten].

Irgendetwas reizte sie zu diesem Verhalten. Und in Begleitung des roten Drachens schienen alle Dämme gleichzeitig in ihr zu brechen. Bis auf den ihres mutmaßlich anerzogenen Anstandes und dem von ehr zweifelhafter Beschaffenheit, dem Damm des Stolzes.

Sie hatte wohl ein hohes Ideal von dem Menschen und wie er sein sollte. Edel, hilfreich und gut sollte er sein. Und eine schöne Seele sollte er besitzen. Das war ihr wichtig. Und grob durfte der Mensch nicht sein. Und unter den Begriff der Grobheit fielen auch all die offenen Worte, die eine andere Sicht der Dinge als die ihre betrafen. Alles durfte sein im Gespräch, aber am Haus ihrer Sicht der Dinge durfte nicht gerüttelt werden.

Und so fiel ihr scheinbar nicht auf, das sie sich weder edel, noch hilfreich oder gut verhielt, indem sie den Menschen, der es wagte ihren Weg in vermeintlich ungebührlicher Weise zu kreuzen, mit dem roten Drachen anflog. Gewiß darin, das er sie schützen würde gegen die Widerworte und Gegenargumente ihres vermeintlichen Gegenspielers, während sie den verbalen Abwehrangriff flog.

Der Widerspruch in ihrem Verhalten zu den guten inneren Ansprüchen, diese dem innewohnende Diskrepanz, sie machte mich traurig und ich überlegte, ob ich ihr sagen sollte, das es nicht gut für sie war, den roten Drachen der Abwehr als ihren Begleiter zu wählen.

Ich überlegte, ob ich ihr sagen sollte, das sie, solange er da war, nur noch Widersacher und Angreifer sehen würde, als erschaue sie den Menschen der ihr begegnete, wie durch einen Zerrspiegel. 

Doch solange sie den roten Drachen ritt und solange er überhaupt nur in ihrer Nähe weilte, wußte ich, würde ich damit wenig bis nichts ausrichten können. Denn sie wählte diesen roten Drachen nicht aus Zufall, sie hatte ihn als Begleiter für sich ausgesucht, weil er zu ihr gehörte. Sie hatte ihn gewählt, weil er sie ergänzte und weil er ihre Grenzen erweiterte. 

Durch ihn flog sie in einem roten Nebel des Angriffes und der Wut. Und ihr wißt als Kenner der Dunkelheit: wer im roten Nebel fliegt, ist auf Krawall gebürstet und auf Zank aus, es ist sein scheinbares Lebenselixier, sein Antrieb zu noch mehr davon.

Und so wußte ich, das sie nichts von dem, was ich ihr sagen würde, so hören würde, wie ich es gesagt und gemeint hatte. Sie würde es anstatt dessen nur gefiltert hören, durch den roten Nebel hindurch, der von ihr und dem roten Drachen ausging und der sie beide wie eine Wolke umgab.

Und so war ich ein wenig traurig, als ich dabei zusah, wie sie in der silbernen Rüstung der Erhabenheit auf dem Drachen durch den roten Nebel flog, das verbale Schwert des wohlmeinenden Anstandes starr voraus gezückt, auf alles zureitend, was ihr in den Weg geraten würde.

Ich sah die Häupter und Gliedmaßen der Menschen fliegen, gegen die sie ihre Strukturen und Ansichten verteidigte und dergestalt vermeintlich schützte und ich hörte, wie sie rief:

„Das ist meine Seelenhygiene ihr schlechten Menschen da draussen! Ich lasse mir mein Bild, wie ich es mir in Zeiten wob, nicht nehmen! 

Es ist mein Bild der Welt und wenn es euch nicht gefällt, könnt ihr gehen! Wenn ihr bleibt, dann aber schweigt! Oder ihr werdet verbal Anstand und Würde verlieren, bis ihr versteht, das ich es ernst mein!!!“

Sie rief dies entschlossen und sehr entschieden. 

Ich sah sie da, so auf ihrem roten Drachen sitzen, mit dem wehenden Haar und dem flammenden und wehrhaften Blick und es dauerte mich, was aus ihr geworden war. Ein Abziehbild ihrer selbst, eine überzeichnete Karikatur.

Oder dauerte es mich, das sie es immer schon war, nur das ich es zuvor nicht erkannt hatte?

Ich wußte es nicht.

Warum bist du hoch zu Drache, dachte ich.

„Was ist [mit] dir geschehen?“,

fragte ich,

denn ich erkannte sie nicht. Ich erkannte sie nicht wieder und das sagte ich ihr.

Und schon flog der rote Drache auf mich zu, mit wehenden Nüstern aus denen sich feinste Staubwölkchen aschegrau empor wölkten und sie hob das Schwert der Entrüstung hoch, um es mir dann zielsicher und in einer sich abwärts gehenden und geschmeidigen Bewegung um den Hals zu winden und – fast wäre mein Kopf gefallen!

Ich duckte mich.

„Mit mir geschieht nichts!“, zischte sie. „Wie immer bin ich“, sagte und meinte sie.

Erbost war sie, das ich es wagte, sie dies zu fragen. Kurz drauf packte sie mich und spie die Worte nur so, ich wolle mich doch an ihr aufspielen und es sei wohl meine Absicht, sie offen und vor allen Menschen geradewegs ins Lächerliche zu rücken, mit diesen frechen Widerworten. Dabei kuckte sie sehr empört.

Und dann fragte sie, wütend und enttäuscht, warum ich ihr in den Rücken fiele mit dem, was ich sagte und das sie bestimme, was, wo und wie es an welchem Ort geschehe und sagte sodann, ich solle mir gefälligst Gedanken machen, über ihre Art die Dinge zu handhaben. Ausrufezeichen.

Ich war verblüfft.

So wird also dein Ende sein, dachte ich bedauernd. Ein weiterer Schlag mit dem Schwert der heilgen Entrüstung und schon ist er ab, dein Kopf!

Dann erwachte ich.

Und sah vor mir einen Spiegel. Und ich glaubte es kaum, denn uns zwei sah ich dort darin. Uns sah ich dort stehen, in eben jenem Moment und ich sah ihren Hieb kommen.

Als nächstes sah ich, wie ich dort im Spiegel einfach stehen blieb, während sie erst zuschlug und dann ging. Denn ihr Hieb konnte mich nicht treffen, ich war zu einer reinen Projektionsfläche ihrer Ängste und Nöte geworden.

Ich konnte ihr nicht helfen, sie war nun erstmal eine Gefangene des roten Nebels und der Drache war ihr Reiter. Solange sie zusammen waren, war sie unerreichbar für mich.


– Ende –


Pat – 30.11.2016
          23:50h

Ein Sommergewitter

Seit einer Stunde erwarte ich sehnsüchtig die Abkühlung durch das Gewitter und habe deshalb beschlossen, trotz Müdigkeit, noch eine meditative Balkonrunde einzuschieben.  Andere hatten wohl denselben Gedanken, die gleiche Sehnsucht. Und so sah ich im Dämmerlicht Arme die sich aus den Balkonen vorsteckten. Köpfe (…)


Seit einer Stunde erwarte ich sehnsüchtig die Abkühlung durch das Gewitter und habe deshalb beschlossen, trotz Müdigkeit, noch eine meditative Balkonrunde einzuschieben. Andere hatten wohl denselben Gedanken, die gleiche Sehnsucht. Und so sah ich im Dämmerlicht Arme die sich aus den Balkonen vorsteckten. Köpfe, erwartungsvoll gen Himmel gereckt. Lautlos erwarteten die Menschen trotz später Stunde den ersehnten Regen der Abkühlung bringen würde. #Patschreibt /1

Wäsche wurde von den Wäscheleinen am Balkon abgenommen und zum zusammenfalten ausgeschlagen. Jemand rief besorgt nach seiner Katze. Über dem Haus blitzte es regelmäßig aber stumm. Baumkronen schwangen mit ihrer Spitze im aufkommenden Wind während sich darunter noch kein Lüftchen regte. Ihre Geduld wurde auf die Probe gestellt. Noch tröpfelte es bestenfalls. Sie lehnte den Kopf zurück, schloß ihre Augen und lauschte dem meditativen Klopfen der Regentropfen auf den Blättern. Wartete. /2

Ein Feuerzeug klickte und kurz darauf leuchtete eine gelbe Flamme auf. Rauch wurde inhaliert und wieder ausgestoßen.Im Zwielicht der Nacht war nur dies vom Nachbarn wahrzunehmen. Er stand allein auf dem Balkon und wartete wie sie. Allmählich erloschen die Lichter in den Fenstern. Es war spät und morgen begann die neue Arbeitswoche. Sie hatten keine Zeit mehr das Unwetter zu erwarten. Sie selbst hingegen war völlig frei in der Zeit, abgesehen von der Müdigkeit die aber bereits verflogen war. /3

Inzwischen war die Temperatur gnädigerweise von 33 Grad auf 25 Grad gesunken und nicht allzu fern. aber auch nicht nah, ein lautes Donnergrollen zu vernehmen. Die Regentropfen prallten hörbar auf die dicht belaubten Bäume und erhöhten dabei ihre Taktung deutlich. Sollte es endlich losgehen? Sie war in freudiger Erwartung und wurde nicht enttäuscht, wie sich gleich zeigen würde. Schon öffnete der Himmel seine Schleusen und die Welt bestand nur noch aus dem Geräusch prasselnden Regens. /4

Sie tauchte tief darin ein und genoss den Moment aus dem tiefsten Inneren. Kleine Spritzer Regen prallten von der Balkonbrüstung ab und kitzelten sie am linken Arm, während sie das Erlebte eifrig mit einem Stift in der Hand in ihr Handy tippend niederschrieb. Sie machte sowas gerne. Dinge aufzuschreiben, sie zu schildern. Kleine Alltagsbeobachtungen weiterzugeben und mit anderen Menschen zu teilen. Es fühlte sich richtig an. Mücken umschwärmten sie und wurden etwas lästig. /5

Sie verscheuchte sie und ließ sich nicht irritieren. Das letzte Licht in dieser Häuserzeile erlosch. Sie war nun ganz allein hier draußen und genoß das Spektakel aus tiefer Seele. Ein wenig Regen spritzte sanft auf ihre Beine und kitzelte sie. Auf diese angenehme, nicht störende Art. Am Regenfallrohr flossen kleine Bäche hinunter und über die Terrasse in den Garten ab. Ihr machte das nichts, war sie doch sicher auf dem überdachten Balkon. Die Temperatur war erneut gefallen, auf nun 21 Grad. /6

Here we go, dachte sie. Die Temperaturen waren in einem Bereich angekommen in dem man sich am Ende eines so heißen Tages wieder wohlfühlte. Sie nippte an ihrem Kaffee und atmete tief durch. Der Kater war inzwischen auf leisen Pfoten von unter dem Balkon auf den Balkon gekommen und strich ihr um die nackten Beine. Auch ihm war es heute viel zu heiß gewesen. Bei Hitze zog er sich gerne in den Schatten unter dem Hochbalkon zurück. /7

Er legte sich zu ihren Füßen auf den zweiten Balkonstuhl und schnurrte zufrieden. Der Regen ging inzwischen in einen etwas ruhigeren Modus zurück. Die Wucht von eben hatte nachgelassen. Nun nahm sie auch wieder die Außenwelt etwas wahr. Am Himmel passierte ein großes Flugzeug mit einem tiefen Brummen. Ihre durch den heißen Tag angespannte Stimmung war einer heiteren Gelassenheit gewichen. Gegen die Mücken hatte sie sich eine Fleecedecke auf die Beine gelegt. So ging es! /8

Sie konzentrierte ihr Gehör ganz auf die Regentropfen die mit sehr unterschiedlichen Geräuschen in Gefäße fielen oder auf Oberflächen prallten.FLUPP. Dieser Tropfen landete in einem mit Regen gefüllten Eimer. Andere, große Tropfen, klangen als klatschte jemand in die Hände. Unwillkürlich drehte sie ihren Kopf, aber da war natürlich niemand. Weitere Tropfen prallten hart auf der Fensterbank auf. Und wieder andere landeten auf eine zarte Weise, als ob sie tanzten. Pling. Pling. Pling. /9

Sie zündete sich genüsslich eine letzte Zigarette an und inhaltierte den Rauch. Eigentlich paffte sie seit einigen Wochen nur noch zum Schutz ihrer Lunge. Doch dies hier war anders, fühlte sich anders an. Sie wollte diese Zigarette mit allen Sinnen wahrnehmen und sie ohne schlechtes Gewissen genießen und so tat sie es. Beim Griff im Nachtdunkel nach dem Kaffeebecher warf sie den Aschenbecher um. Sie rollte mit den Augen, ärgerte sich aber nicht wirklich darüber. Morgen war auch noch ein Tag! /10

Also schob sie den Unrat vorsichtig mit einem beschuhten Fuß zur Seite als der Kater ihr auf die Beine sprang und seinen Kopf erst zärtlich an ihrem Handy rieb und danach versuchte mit ihr direkt zu schmusen. Er war in Kuschellaune. Irgendwo hustete eine Frauenstimme. Sieh an, es hatte also doch noch jemanden an das offene Fenster oder den Balkon getrieben. Zu heiß war der Tag gewesen und die Sehnsucht nach frischer Kühle war umso stärker geworden. / 11

Der Regen war inzwischen fast vollständig verebbt und die wenigen Tropfen die noch auf Laub und Boden fielen waren fast einzeln zu vernehmen. Es roch nach Rauch. Nicht von ihr, ihre Zigarette war inzwischen aufgeraucht. Die Nachbarin stand am Fenster und zog an ihrer Zigarette. Sie konnte das Glimmen der Glut gut in der Dunkelheit erkennen. Der Kater lag ihr inzwischen auf Bauch und Beinen. Einige Minuten würde sie sich noch hier draußen gönnen, beschloß sie. Dann war endgültig Zeit fürs Bett. /12

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ein vollkommener Moment

(Im Steten und Kleinen)

Im Steten und Kleinen liegt was wir oft vergebens im Großen suchen. Man muss nur genauer hinsehen. Ein kalter Sonnenaufgang im eigenen Herbst – wunderschön in seiner unaufdringlichen Erscheinung. Ein verhaltener und womöglich noch etwas schlaftrunkener Vogelgesang, dem die Leichtigkeit eines warmen Frühlingstages fehlt. Die Sonne malt zarte gelbe Streifen im Osten an den Himmel, die von unten Wolkenstreifen anleuchten und den dunklen Himmel in jeder Minute ein wenig heller werden lassen. Allmählich singen die Vögel sich ein, finden Rhythmus und Betonung ihres Gesangs, vertreiben Müdigkeit und Kälte der Nacht. Der Winter, immer eine harte Probe für alle Wesen der Natur. Gleich wird es Zeit ins Bett zu gehen, doch einen Moment noch will ich lauschen und die Melodie dieses frühen kalten Morgens auf mich wirken lassen. Ganz in seinem Zwielicht existieren, einfach sein. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden was morgen sein kann oder irgendwann, übermorgen sein wird. Noch einmal lass es mich fortschieben, das Thema, den Gedanken an das näherkommende Ende dieser Existenz. Einfach nur sein. Mit allen Sinnen wahrnehmen. Den kalten Luftzug des Fensters, den hellen Schein der Sonne, das Vogelgezwitscher. Kraniche, die mit ihrer inneren Uhr über das Haus in den Norden ziehen. Wie sie trompeten und den beginnenden Tag begrüßen. Manche von ihnen werden hier in der Nähe Rast machen. Ich denke, womöglich werden sie im Schlick der Elbe bei Ebbe rasten. Ein wenig ausruhen nur, ein kleiner Snack bis es weitergeht in den Norden zu den Brutplätzen um die nächste Generation auszubrüten und aufzuziehen. Seit tausenden Jahren ein festes Ritual der Natur dem viele Vögel folgen. Dem alles lebende letztlich folgen muss. Entstehen, Werden und Vergehen. Ein Kreislauf, ein fortwährender, ewig anmutender Prozess. Früher, da war all das noch so weit weg. Kein Gedanke daran. Mit der Zeit weiß man um seinen Platz im Geschehen und Hey, es ist okay. Es ist okay. Man lässt sich treiben, lebt, genießt das Leben wann immer möglich. Ist dankbar für das Kleine und Schöne das einen das Leben täglich vor die Tür legt. Ob man es nimmt oder vor der Türe übersieht und liegen lässt, weil man auf etwas anderes wartet, es bleibt dort liegen und irgendwann verstaubt es ungesehen. Doch wenn man es sieht und wirken lässt hat es das Potenzial dich zu verzaubern und tada, da ist es, dieses Gefühl von Glück. Unaufdringlich und alltäglich und einfach wunderschön, ein vollkommener Moment.

Februar 2023

Danach

Nach dem Überleben kommt das Weiterleben. Mit den Erinnerungen daran, was du, manchmal nur knapp, überlebt hast.

Aber auch die Stärke und die Durchhaltekraft die dich überleben ließen stecken in dir und überleben mit dir.

Wenn du nach einiger Zeit zur Ruhe gekommen bist (ja, dass dauert und niemand hat das Recht dich zu drängen „doch mal schneller zu machen“ und „endlich abzuschließen“) realisierst du, wie stark du eigentlich bist. Unfassbar stark! Viel stärker als du es je zu sein glaubtest.

Diesen kostbaren Moment solltest du bewusst wahrnehmen und festhalten.

Denn, auch wenn wir es uns anders wünschen werden auch wieder schwarze Tage kommen und dann ist es gut auf diese Erinnerung zurückgreifen zu können.

(2023)

fremde Welt(en)

fremde Welt(en) 
sonderbare Gestalten
glänzend hell

doch erkaltet
plakativ
bunt
farbenschrill
laut
fremd
überlaut
seelenkalt
auch

Lügen schreien
weit ins Rund
Doppelschein
und Mangelmut

alles Zahl
ohne Wert
läufts verkehrt
und keiner siehts

oder doch?

Pat – 31.2.2018

Tags: Gedicht, Kurztext, Werbung, Gesellschaft, 2018

Bild: Pixabay

den Stift in die Wellen


den Stift in die Wellen 

des Lebens werfen
und das Wasser
seine Geschichten
schreiben lassen

flüsternd
murmelnd
stetig
fließend
leis
ganz leis


dann wieder 

stürmisch
und laut
kraftvoll
lebensspendend


alles überwindend
im Fluss sein
der Fluss
Sein 

Pat – 26.2.2018

Tags: Schreiben,Leben,Stift,Fluss,Erneuerung,2018

Im Dunkel trieb die Nacht


Eine Frau sitzt in einer dunklen Nacht mit vielen Sternen und einem Vollmond auf einer Parkbank und genießt die Aussicht. In der rechten Hand hält sie an einer Schnur einen Sichelmond der hoch aufragt. Neben der Bank sitzt eine Katze und schaut sich den Nachthimmel an.
Night Sky by Partworkx 2022

im Dunkel trieb die Nacht
und ein Mond hielt einsam Wacht
wie war mir weit
wie war mir fern

am Antlitz des Himmels
funkelten die Stern
die Welt erschien so weit
die Welt erschien so rund

so wunderbar
im Erdengrund
so riesig groß
so ungewiss ihr Los

dass Ich darin
es erschien mir klein
es ist nur ein Teil
vom ganzen Sein

und wird dem Selbst
nur schwer gerecht
doch denkt nicht
er sei schlecht

der Mensch

denn das ist er nicht
doch oft gequält
weil er nicht weiß
wie man sich
das Richtige wählt

so treibt er suchend
durch die Nacht
und ein Mond
hält drüber Wacht

die Welt ist rund
die Welt ist weit

und die Zeit
ward Ewigkeit

Pat – 14.10.2016

Tags: Gedicht, Reim, Dunkel, Nacht, Mond

Silbern-goldbraunes Schachbrettmuster der Zeit

Silbern-goldbraunes Schachbrettmuster der Zeit. Treibend, trudelnd, fallend, wirbelnd. Bereit. Fiel Purpur in Wogen und Schleier aus Rosen zogen durch die Nacht. Der Wind zupfte an schmalen Spitzen und pfiiff in den Ritzen der verlebten Welt dieser Nacht. Das Heil – verweht oder erwacht?

Pat – 19.1.2020 

Tags: Prosa, Poesie, Kurztext, Zeit,Rosen,Nacht

Bild: Mysticartdesign, Pixabay

Tausend Mal in Tausende Teile

Ich bin tausend Mal in tausende Teile zerbrochen und doch stehe ich hier + sammle meine Fragmente auf + füge sie wie ichs kann neu zusammen.

Sicher, heil, so wie irgendwann früher mal, wird man nie wieder. Aber ein Überwinden der Folgen und Erneuerung ist möglich.

Veränderung ist möglich.

Pat – 17.5.2017 

Sorgen(frei)

Sorgenfrei – Sie musste nur noch eben die Sorgen von vorhin weglegen. Sie faltete sie liebevoll zusammen, legte sorgsam Kante auf Kante und legte sie ins Regal, zu den anderen.

So, die lieben Sorgen müssen jetzt schlafen gehen, sagte sie noch, als bringe sie ein Kind zu Bett.

Pat – 13.8.2020

Tags: Sorgen, liebevoll, Kurztext

Bild: Hebi B. Pixabay

Vielleicht

Vielleicht,
wird in meinen Gedichten
Immer etwas sein,
dass schräg wirkt

Vielleicht wird in meinen Bildern
immer etwas sein,
dass ver-rückt wirkt

Vielleicht werde ich
für immer
anders sein,
als die vielen

Vielleicht werde ich
für immer
in Tiefen
unverstanden bleiben
von den vielen

Sicher werde ich
ab jetzt
wieder mutig(er) sein,
dem Leben gegenüber

Bestimmt werde ich
mit der Zeit
lernen dass es auf
mich ankommt
und dass ich (!) verstehe

Ziemlich sicher werde ich
im tiefen Inneren
irgendwann wissen
warum ich was getan.


Akzeptanz.
Zuversicht.
Gelassenheit.
Pat - 4.10.2017 
Löwenzahn im Mai 2019 by Partworkx
Tags: Schräg,vielleicht,unverstanden,Akzeptanz,Zuversicht,Gelassenheit,Entwicklung,Mut,Liebe,2017,Kurztext

Bild: Alexas_Fotos, Pixabay

Sich nie genug sein

Sich nie genug sein.
Und doch,
immer:
Wie sehr wollt ich klug sein!

[Ausruf, Strich und Punkt]

Oder klüger und
gescheiter sein.
Vielleicht auch intellektuell
weiter sein?
Gern auch verständiger
oder geistig behendiger.

Nie war ich mir genug,
stets hielt ich andere nur für klug.
Mich schätzte ich gering
und dabei verfing,
der Blick,
den ich auf andere getan..

er fiel zurück auf mich.
Und war.
Schwer. Wie Blei.


Pat - 24.03.2017
Tags: Spontan, Reim, Lyrik,

Bild: johnhain, Pixabay

Stille

Die Stille breitete ihre Arme aus und hieß sie willkommen. Sie liebte sie immer schon und hatte gern jeden Laut still für sich vernommen. Ob er nun kräftig von etwas Großem war oder fein, dem sehr kleinen und deshalb dem menschlichen Auge meist Unsichtbaren entsprungen, es war ihr egal, denn in der Stille waren alle Töne schön.. oh ja! So sprach in der Stille ein Lindenblatt mit dem Grashalm am Boden und weiter oben flüsterte ein Vogel, Schlaf trunken. Und von dort hinten aus der Ecke lauschten verstohlen zwei Dohlen – na sieh mal einer an! – da waren zwei weitere kleine Ohren im Holunderbaum – alles erschien ihr wie in einem Traum, so still und fein.

Pat – 2.6.2019

Tags: Stille, Natur, Kurztext,2019

Bild: Sonnenaufgang • Partworkx 2021

Der Wintersturm

Draußen wütete ein Wintersturm mit böigen Winden die tobten als wollten sie alles abreissen was nicht niet- und nagelfest war. Regen peitschte trommelnd an das Fenster und die Dunkelheit jenseits der Vorhänge, sie war eine kalte und ungemütliche (fast) Winterdunkelheit. Rabenschwarz.

Der Wind tobte und heulte in den Buchten der Häuser. Wer konnte floh eilig in die gute warme Stube. Katzen saßen auf ihren Kissen am Fenster und beobachteten Menschen die sich mit aller Macht gegen den Sturm stemmten um Nachhause zu gelangen. Wäre man beispielsweise ein Igel wäre man heute gut beraten sich schnell einen dichten Laubhaufen zu suchen um sich schützend darin zu verkriechen, andererseits könnte es jetzt die letzten Schnecken Leckerbissen des Jahres geben, denn auch die Schnecken würden bald überwintern. Eine schwere Entscheidung.

Die Rabenkrähen focht ja allgemein wenig an, denn sie waren perfekt auf ihre Art zu Leben eingestellt. Doch auch sie litten heute in ihren Schlafbäumen denn es war schon spät. Doch was blieb ihnen als sich eine geschützte Stelle im Baum zu suchen und den Kopf tief im Gefieder zu verbergen? Ich fürchte wenig.

Auf der Strasse ein junger Mann mit Regenschirm. Er trug einen dunklen Parka über einer gerade geschnittenen, blauen Jeans. Seine Füße steckten in Sportschuhen. Er machte insgesamt einen agilen Eindruck. Eilig strebte er der Bushaltestelle zu und sah dabei immer wieder auf seine Uhr und die Strasse hinauf ob der Bus vielleicht schon käme.

Er kam aus dem Job. Es war ein anstrengender und fordernder Tag gewesen und er war müde. Einfach nur endlich Nachhause kommen, etwas essen, duschen und dann ins Bett. Und nun auch noch dieses Wetter! Man sah ihm seine Überforderung deutlich an. Es gab so Tage und dies war einer davon.

In den Häusern saßen die Menschen inzwischen vor ihren Bildschirm Geräten diverser Ausprägung. Während der oder die Eine womöglich noch damit beschäftigt war etwas aufzuarbeiten waren andere auf ihren Social Media Kanälen unterwegs auf denen die Zeit nie still zu stehen schien.

Andere lagen bei einem Film oder vielleicht einer Doku auf der Couch und chillten. Noch wieder andere hörten Musik oder machten in gerade diesem Moment Musik, oder waren anderweitig schöpferisch aktiv während draußen der Sturm weiter um die Häuser peitschte.

Schon bald würde der größte Teil von ihnen ins Bett gehen um für den nächsten Tag fit zu sein. Und wie sie das so alles sah und beobachtete wünschte sie sich es möge keine einzige verlorene Seele geben die sich durch diese Nacht quälen musste und schon während sie dies schrieb wusste sie, es waren ihrer viele.

Heimatlose, Obdachlose, Suchende. Unterwegs in den Straßen auf der Suche nach einem sicheren Platz für die Nacht der sie schützen würde vor dem Sturm und vor anderen Menschen.

Sie seufzte. Erinnerungen an die selbst erlebte Obdachlosigkeit vor langer Zeit stiegen auf. Es war kein einfaches Leben, gewiss nicht und doch wurde es manchmal (aus vielen verschiedenen und eigentlich doch immer denselben Gründen) gewählt.

Oder das Leben warf einen einfach holterdipolter hinein. Oft genug ohne Ankündigung oder Anzeichen. Oder es gab Warnsignale aber man war handlungsunfähig. Dann musste man Schwimmen lernen. Oder untergehen. Sie hoffte heute würde niemand untergehen.

Die Katze, ein 24/7 Freigänger, ging an Tagen wie diesen nur auf kleine, kurze Spaziergänge. Er war wind- und wetterfest, dass war nicht das Problem. Jedoch, auf seine zunehmend älter werdenden Tage schätzte auch er die Bequemlichkeit seines warmen und sicheren Zuhauses als deutlich höher ein als sich draußen länger als nötig aufzuhalten. Er ist schon ein schlaues Kerlchen dachte sie, als er gerade von seinem Toilettengang durchs Fenster hereinkam und sie liebevoll mit einem Stupser und vertraut maunzend begrüßte.

Draußen tobte noch immer der Sturm als wäre ein gigantisches Ungeheuer am Werk und verschlinge die Welt.

Wir müssen alle sterben, kam ihr eine Phrase in den Sinn die 2 Freunde bei den Peanuts zeigte. Wir müssen alle sterben sagte, ich glaube, Charles. Aber nicht heute! antwortete sein Kumpel. In diesem Sinne schließe ich hier. Passen sie auf sich auf!


Sincerely, your Patricia,

just another
Geschichtenausdenkerin
of the World
Pat - 16.11.2022 
Tags: Sturm, Tosen, Heulen, Jaulen, Regen, Alltagsbeobachtungen, Dunkelheit, Igel, Rabenkrähen, Wintersturm, November, Winter, Kurzgeschichte, allgemein, Erstveröffentlichung, 2022

Bild by ArtTower • Pixabay

Dora geht spazieren

Geschneit hat es ja leider nicht aber Dora lässt sich davon nicht die Laune verderben und geht mit einem Lächeln im Regen spazieren anstatt Trübsal über den ausbleibenden Schnee zu blasen. Wenn ihr mich fragt: Schlaue Dora!

Die Zeichnung entstand gestern spontan. Ich hatte Lust auf Farbe und etwas fröhliches.

Sicher

Sicher


So vieles
scheint sicher
und unabänderbar
zu sein..


denken wir oft.
Doch, wir täuschen uns.

Nichts als der Tod ist sicher.

Und das bedeutet auch
nicht mehr,


als das wir diesen Körper irgendwann verlassen werden.

Doch,
geht nichts verloren,


es wandelt sich nur, um dann in frischem Gewande


neu zu erscheinen.

Sorgen wir uns nicht.

Nichts ist sicher.
Alles ist sicher.

Pat – 10.03.2017

Tags: Gedicht, Gedankenwelt, sicher, Sicherheit, Lyrik
Beitragsbild: bertvthul Pixabay 

Sieh!

Sieh, dort schimmert noch Licht! Menschen, die taumelnd sich im Kunstglanze drehen. Um sich selbst. Um einander. Durch Welten hindurch.

Während der Nacht dunkle Decke sich auf das Außen senkte und es bedeckte als wolle es sagen: Nun ist es genug! Geht schlafen!

Und die Kreaturen der Nacht wanderten auf den immergleichen Wegen dem Tag entgegen.

Pat – 2.6.2019

Widersprüche

Bild via CDD20 Pixabay
CDD20 Pixabay
So viele Widersprüche in sich,
so viel Widerspruch im Selbst.

Stetig reibt Fragment
an Fragment,
schleift sich ab,
löst vordergründig sich auf,
wandelt hintergründig sich,
zum neuen Ich.

Spannung
Reibung
Auseinandersetzung
Neuordnung

Heute

Was wird
im Morgen

Sein

Pat – 2.3.2018

Tags: Widersprüche, Spannung, Reibung,Neuordnung, Auseinandersetzung, Fragment, 2018

Begegnung mit dem Tod

Heute begegnete ich dem Tod

Der Sturm tobte
durch die Zweige
der Bäume und
plötzlich stand er da,

der Sensenmann
in seinem schönen
schwarzen Kleid
und fragte mich,
ob ich bereit sei,
falls er
mich jetzt
holen würde:

Und ich antwortete
mit einem festen "Ja"

Da ging er wieder
und sagte:

"Du bist noch nicht dran."


Pat - 3.1.2018
aus: “thinkings”
Tags: Tod, Sensenmann, Gedicht, Depression, Leben_mit_Depression,2018
Beitragsbild: Tumisu • Pixabay, bearbeitet

Widerspruch

Widerspruch

so nötig ihn leisten zu können
und doch
ist sie immer wieder eng,
die Brust
wenn man es wagt

denn im Kopf
wirbelt alles
nichts ist mehr sicher

alte Angst
alte Schutzlosigkeit
bricht sich Bahn
Stress bricht aus
verschlingt
mit einem Riesen Happs
was vorher Ratio war

wie als täte sich der Boden auf
erscheint ein schwarzes Loch
und verschlingt alles
was eben noch
sich selbst sicher war

zurück bleibt pochender Kopfschmerz
ein überaus rasch klopfendes Herz
und graues Rauschen voll
von disoziativem Schmerz

eine Welle verschlingt das Ich

Hindurch, mitten durch
führt der Weg
kein andrer da
als es zu wagen
will man nicht stumm sein
so klaubt man nachher still
Fragmente, die klirrend
zu Boden fielen
um sie aufs neue
zueinander zu fügen
und Mal um Mal
wird das graue
Rauschen weniger

und am Ende
bleibt eine Stimme


Pat - 17.2.2018 
2018,Fragmente,Heilung,Kurztext,Leben_mit_Trauma,Mut,Schmerz,schwarzesLoch,Sprechen,Stärke,Stimme,Stumm,Traumafolgen überwinden,